4,55 Meter hieß das Ziel für Deutschlands Stabhochspringerinnen bei den nationalen Titelkämpfen in Erfurt. Die WM-Norm war im bisherigen Saisonverlauf gerade mal durch eine Athletin, nämlich Lisa Ryzih, angeboten worden. Nun zogen in der thüringischen Landeshauptstadt gleich zwei Springerinnen nach – nicht jedoch Schleswig-Holsteins Landesrekordhalterin Anjuli Knäsche.
Die Athletin der SG Kronshagen/Kieler TB saß beim Medaillenkampf längst auf der Zuschauertribüne. Gleich als Erste war die Kielerin bei 4,15 Meter aus dem 13 Teilnehmer großen Feld ausgeschieden und musste mit ansehen, wie ihre Ex-Trainingspartnerin Friedelinde Petershofen (SC Potsdam) mit Bestleistung und WM-Norm auf das ersehnte Meisterschaftspodest sprang. Vor Petershofen rangierten lediglich die derzeit beste Deutsche Ryzih (4,70m/ABC Ludwigshafen) und Rekordhalterin Silke Spiegelburg (4,55m/TSV Bayer 04 Leverkusen).
Für Knäsche gingen enttäuschende 4,00 Meter und Platz zwölf in die Ergebnislisten ein. „Obwohl ich mich beim Anlauf schon sehr zurückgenommen habe, war ich jedes Mal noch viel zu schnell und dadurch zu dicht. Da auch das Aufrollen derzeit nicht richtig klappt, hatte ich kaum eine Chance“, ärgerte sich die von der Stiftung Kieler Sporthilfe geförderte Athletin. Trainer Thoralf Neumann sah das Hauptproblem allerdings woanders: „Im Moment fehlt es Anjuli einfach ein wenig an Selbstvertrauen. Schon Kleinigkeiten können einem so aus dem Konzept bringen. Das Potenzial und die Form für die WM-Norm und mehr hat sie eigentlich.“
Dies zeigte die 23-Jährige noch beim Einspringen, als sie mit einem sehr weichen Stab 4,30 Meter locker überwand. Im Wettkampf jedoch verlor die Wirtschaftsstudentin wie so oft in dieser Saison den roten Faden. „Ich weiß auch nicht, woran das liegt“, erklärte Knäsche später sichtlich geknickt und muss sich nach Olympia 2016 nun auch vom Traum einer WM-Teilnahme in London verabschieden. Für sie setzte sich somit der unschöne Trend der letzten Wochen fort. Zuletzt ging bei der Generalprobe in Mannheim eine Woche zuvor nicht nur ein Salto Nullo in die Bilanz ein, sondern zu allem Überfluss wurde auch noch ins Auto eingebrochen und die Wettkampftasche mit der kompletten Ausrüstung geklaut. Ein Hoffnungsschimmer sollte nun die bevorstehenden Universiade-Nominierungen sein, welche für Knäsche mit erfüllter Norm zu mehr als nur einem „Trostpflaster“ werden könnte.
Hingegen mehr als zufrieden mit ihrem Abschneiden waren die drei U20-SG-Mittelstreckler Leo Ubben, Henning Kunze und Samuel Polonski, die ihre Saisonbestzeit in der 3×1000-Meter-Staffel um starke zehn Sekunden auf 7:51,65 Min. verbesserten und in ihrem Vorlauf erstmals Stadionatmosphäre schnuppern durften. „Mehr als die Top-Zeit, wie zum Beispiel der Finaleinzug, war einfach nicht drin“, so Trainer Andreas Fuchs.
Von Jennifer Zornig