Die Gerhart-Hauptmann-Schule ist ein mächtiges Gebäude. Ihre Turnhalle ist vergleichsweise klein, doch hier wird Großes geleistet. Maren Büchmann hat mit ihren Übungsleiterinnen vom Ellerbeker TV rund 30 Kinder um sich geschart. Diese schwingen an Ringen, springen über Kästen, kugeln über Matten.
Ein gutes Drittel dieser Kinder beziehungsweise deren Eltern kann sich die Turnstunde in diesem Verein eigentlich gar nicht leisten. Ermöglicht wird deren Teilnahme durch die Aktion „Kids in die Clubs“, die jetzt von der Stiftung Kieler Sporthilfe eine Spende in Höhe von 16 500 Euro für ihre soziale Arbeit erhalten hat.
Bernd Lensch, der Vorsitzende des Sportverbandes Kiel, Philip Schüller, der Leiter des Sportamtes, und Gerhard Müller, der Vorsitzende der Sporthilfe, schauen dem munteren Treiben in der Turnhalle begeistert zu. Der Sportverband und das Sportamt sind die Träger von „Kids in die Clubs“, die Sporthilfe ein gern gesehener Unterstützer. „16 500 Euro sind eine enorme Summe für uns“, betont Bernd Lensch, „uns stehen normalerweise zwischen 30 000 und 50 000 Euro jährlich zur Verfügung. Damit ermöglichen wir Kindern aus sozial schwachen Familien die Aufnahme in Sportvereine und statten sie mit Schuhen und Trikots aus.“
Die Spende der Sporthilfe hilft, ein gutes Drittel des Etats für 2023 zu sichern. Durch eine glückliche Fügung ist die Förderung für dieses Jahr bereits gesichert. „Wir können 62 000 Euro verwenden, da die Stiftung ‚Bildung macht stark’ aufgelöst wurde“, erläutert Philipp Schüller. So konnten seit Januar 1247 Kinder in 30 Kieler Vereine integriert werden.
Die Stiftung Kieler Sporthilfe fördert seit 1994 Talente in olympischen Sportarten. Doch im vergangenen Jahr entstand die Idee, erstmals Spitzen- und Breitensport zu vereinen. „Die Initiative ging von unseren Kuratoriumsmitgliedern Eike Wolf und Michael Wormuth aus. Wir haben Oberbürgermeister Ulf Kämpfer mit ins Boot genommen und die Aktion ‚Kiel leuchtet’ entwickelt. Mithilfe der Gold-Partner Famila, den Stadtwerken, der Kieler Volksbank und Sicherheitstechnik Voss sowie vielen weiteren Partnern und Unterstützern wie den Kieler Nachrichten können wir jetzt insgesamt 68 000 Euro an den Kieler Sport ausschütten“, sagt Gerhard Müller.
Weitere 16 500 Euro gehen an die Sporthilfe, 25 000 Euro an den Sportverband, was Oberbürgermeister Kämpfer wie folgt würdigt: „Der Sport in Kiel hat in den Corona-Jahren stark gelitten, und er bekommt nun große Unterstützung dank der Kampagne ‚Kiel leuchtet’. Es ist toll, dass damit Olympia-Medaillengewinner und -gewinnerinnen und herausragende Nachwuchssportler und -sportlerinnen ebenso gefördert werden wie Kinder aus schwierigen Verhältnissen im Breitensport. Mein herzlicher Dank geht an alle an der Kampagne Beteiligten und an alle, die für ‚Kiel leuchtet’ gespendet haben.“
Wie sinnvoll dieses Geld eingesetzt wird, erläutert Maren Büchmann. „Wir haben momentan einen Aufnahmestopp in unserer Gruppe, doch es wäre sehr gut, wenn noch mehr Kinder von ‚Kids in die Clubs’ profitieren könnten. Von Lehrern wissen wir nämlich, dass Kinder, die schon im Grundschulalter Sport treiben, sich in den Schulen sozial viel besser verhalten.“
Richtig ruhig wurde es in der Turnhalle der Gerhart-Hauptmann-Schule im Übrigen nur einmal – als Philip Schüller, ein ehemaliger Kunstturner, im Handstand über eine Matte wandelte. Da staunten die Kleinen mit großen Augen. (gmü)