Manchmal schließt sich ein Kreis. Bei der Stiftung Kieler Sporthilfe (SKS) und Steffen Uliczka ist das der Fall. Der sechsfache deutsche Meister im 3000-m-Hindernislauf und Olympia-Teilnehmer 2012 in London ist der am längsten unterstützte Athlet der SKS. Gefördert von 2003 bis 2015, ist der mittlerweile 33-Jährige nun Mitglied des Kuratoriums der Sporthilfe, Uliczka setzt sich seinerseits für die Talentförderung ein, seine semi-professionelle Laufkarriere hat er beendet. Dachte man zumindest, doch der gebürtige Preetzer, der im Juli 2017 als Kieler Filialleiter bei Zippels Läuferwelt in seine berufliche Laufbahn gestartet ist, will noch kein Auslaufmodell sein. „Ich peile die Europameisterschaft in Berlin an“, gab der Langstreckenläufer im Beisein seines Chefs Rainer Ziplinsky zu, nachdem dieser dem Sporthilfe-Vorsitzenden Gerhard Müller eine Spende für die Sporthilfe überreicht hatte. Ziplinsky, seit 2003 Veranstalter des Kiel.Laufs, hatte von der Startgebühr jedes letztjährigen Teilnehmers 50 Cent für die Stiftung abgezweigt. Bei 10112 Läuferinnen und Läufern sowie weiteren Spenden der Teilnehmer kamen 6301 Euro zusammen.
„Ich bin von der Idee der Sporthilfe überzeugt, Talente so zu unterstützen, dass sie in Kiel bleiben und nicht abgeworben werden. Das ist gut für das Image unserer Stadt“, sagte Ziplinsky, der sich ebenfalls im Kuratorium engagiert. Steffen Uliczka kann das als erfolgreicher Sportler gut nachvollziehen. Er ist der SG TSV Kronshagen/Kieler TB immer treu geblieben, auch aufgrund der Unterstützung der Sporthilfe. Doch ohne Laufen geht es nicht. Der Vater eines kleinen Sohnes namens Fiete hat aus familiären und beruflichen Gründen sein Trainingspensum etwa halbieren müssen („Meistens reicht es nur noch für 60 Kilometer in der Woche, ich habe aber auch schon 110 geschafft“). Im August würde er am liebsten Urlaub nehmen – allerdings für die Europameisterschaft. An deren Abschlusstag, am 12. August, möchte er gerne den Marathon bestreiten: „Mein Ziel ist die Qualifikation für die Mannschaft.“
Der Deutsche Leichtathletik-Verband wird voraussichtlich sechs Starter nominieren, vorausgesetzt, diese haben die Qualifikationsnorm von 2:17 Stunden geschafft. Steffen Uliczka hat am 25. September 2016 mit 2:15,02 Stunden seinen persönlichen Rekord aufgestellt – beim Berlin-Marathon. Damals trainierte er noch intensiver, doch das, glaubt er, müsse nun kein entscheidender Nachteil sein: „Ich bin beschwerdefrei, was ich im vergangenen Jahr nicht war, und ich verspüre keinen Druck, ich motiviere mich selbst.“ Am 29. April will er in Hamburg die EM-Norm unterbieten, dort, wo er 2015 seinen ersten Marathon bestritt und trotz eines entzündeten Schleimbeutels an der Achillessehne durchhielt. Nach 2:20:19 Stunden war allerdings nicht nur sein Debüt beendet, sondern auch die Saison, denn er musste anschließend unters Messer. Doch im Januar 2018 ist er ausgeruht, bereit für im Optimalfall zwei starke Marathons. Rainer Ziplinsky glaubt, und zwar aus eigener Erfahrung, dass das möglich ist. „Ich bin 1980 bei der deutschen Meisterschaft in Waldkraiburg mit 2:25:33 Stunden meine Bestzeit gelaufen. Zwei Jahr später habe ich mein Geschäft eröffnet und weitaus weniger trainiert, aber 1985 bin ich in Frankfurt fast die gleiche Zeit gelaufen. Man zehrt beim Marathon vom jahrelangen Training.“ Steffen Uliczka glaubt das auch: „Ich fühle mich gut und werde weiterhin Gas geben. Die EM in Berlin wäre nochmal ein absolutes Highlight für mich.“ (gmü)