Mit einem achten Platz bei der Trofeo Princesa Sofía auf Mallorca haben die Kieler Nacra17-Segler Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer ihr Ticket für die Olympischen Spiele in Paris gebucht. Für die Bronzemedaillengewinner von Tokio 2021 sowohl ein erstes erreichtes Ziel als auch nur ein Zwischenschritt. Mit Blick auf Olympia muss und will die Katamarancrew weiter an ihrer größten Schwäche arbeiten – die sie bereits verbessert haben.
„Es ist immer schön, wenn man sauber durchkommt – eine Qualifikation für Olympia ist schließlich nicht selbstverständlich“, sagte der 28-jährige Steuermann Kohlhoff, der gemeinsam mit seiner 24-jährigen Vorschoterin in Deutschland konkurrenzlos ist. Nun haben sie auch alle Leistungskriterien erfüllt, dürfen mit der offiziellen Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) voraussichtlich im Juni rechnen. „Wir sind stolz darauf.“ Paris wird für die von der Stiftung Kieler Sporthilfe geförderte Crew die zweite gemeinsame Olympiateilnahme sein, für Kohlhoff ist es nach seiner Premiere 2016 in Rio, damals mit Carolina Werner, die dritte.
Gleichzeitig ist das Duo mit der Performance vor Palma nicht zufrieden. „Wir glauben, dass wir mehr können. Und wir wollen auch mehr.“ Nach starkem Start mit ausschließlich Top-fünf-Platzierungen in den ersten fünf Wettfahrten fielen sie im ungeliebten Leichtwind zurück, erreichten als Zehnte gerade so das Medal Race, wo sie durch Platz drei noch auf Gesamtrang acht vorrückten.
„Ja, die Leichtwindschwäche ist noch da, allerdings in einem deutlich kleineren Windfenster als vorher. Wir arbeiten die ganze Zeit daran. Das hatte jetzt weniger mit dem Wind zu tun – wir haben uns ein, zwei Aussetzer geleistet“, erklärte Kohlhoff und meinte damit unter anderem einen Frühstart und eine Kenterung. „Insgesamt waren wir konkurrenzfähig.“ Den Sieg auf Mallorca sicherten sich die italienischen Olympiasieger und dreimaligen Weltmeister Ruggero Tita und Caterina Banti vor ihren Landsleuten Gianluigi Ugolini/Maria Giubilei und den britischen Olympia-Zweiten John Gimson/Anna Burnet.
Mit dem Olympiaticket in der Tasche liegt der Fokus nun vollends auf Paris. Die Weltmeisterschaft in La Grande Motte bei Montpellier Mitte Mai ist wichtig – ebenfalls gleichermaßen als Ziel wie als Schritt zum Höhepunkt Olympiaregatta, die ab dem 3. August gut 100 Kilometer weiter westlich steigt.
Nach dem überraschenden Weggang ihres Trainers Marcus Lynch ist mit dem Australier Andrew Palfrey inzwischen auch ein neuer Coach gefunden. „Mit ihm zu arbeiten, ist inspirierend, er bringt neue Ideen, neue Wege und viel Erfahrung mit“, sagte Kohlhoff über den Olympia-Teilnehmer im Starboot von 2008. Der Arbeitsauftrag der Kieler Crew an ihn und sich selbst: „Kontinuität herstellen, unser Paket, das wir uns erarbeitet haben, gemeinsam akribisch aufpolieren und bei der WM eine Top-Leistung zeigen.“
Eine Top-Platzierung wäre für das Selbstvertrauen in Richtung Olympia „natürlich sehr hilfreich“. „Aber wir sind nicht darauf angewiesen. Wir sind krisenfest geworden.“ Abgerechnet wird am 7. August – dann segeln die besten zehn Nacras vor Marseille um die Olympiamedaillen.
Beim spanischen Segel-Klassiker machten auch Ilca 7-Routinier Philipp Buhl sowie Windsurferin Theresa Steinlein und Klassenkollege Sebastian Kördel ihre Teilnahme an den Spielen perfekt. Für den 32-jährigen Buhl, der 2020 als erster Deutscher WM-Gold im Ilca 7 gewonnen hatte, wird es nach Platz zwei vor Palma der dritte Anlauf auf eine Olympiamedaille.
Erster Gratulant auf Mallorca war der Schleswiger Nik Aaron Willim, der alle Qualifikationshürden genommen und Buhl in der Ausscheidung gefordert hatte, ihn aber nicht aufhalten konnte: „Glückwunsch zum Olympia-Ticket. Das hast du dir verdient. Ich bin ein bisschen traurig, aber auch stolz darauf, wohin ich gekommen bin.“ (nsg)