„Super Tuesday“ für die deutschen Seglerinnen und Segler bei den Olympischen Spielen in Tokio. Am Vormittag gab es gleich dreimal Edelmetall: Tina Lutz und Susann Beucke holten im 49erFX Silber, Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer im Nacra17 ebenso wie Erik Heil und Thomas Plößel im 49er Bronze.
Im Olympiahafen von Enoshima kamen die deutschen Seglerinnen und Segler aus dem Jubeln und Feiern gar nicht mehr heraus. Sie hüpften und tanzten, umarmten einander, warfen sich gegenseitig ins Wasser und jauchzten ihre Freude in die japanische Hitze. Am „Gigantentag für den deutschen Segelsport“ (49er-Steuermann Erik Heil) holten die schwarz-rot-goldenen Crews drei Medaillen und damit das beste Ergebnis des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) seit den Spielen 2000 in Sydney.
Erst sicherten sich die Bayerin Tina Lutz und ihre Strander Vorschoterin Susann Beucke im 49erFX Silber, direkt im Anschluss wiederholten die in Kiel lebenden Berliner Erik Heil und Thomas Plößel ihren Erfolg von Rio 2016 und schnappten sich im 49er Bronze. Den großen Teamerfolg perfekt machten dann die Kieler Katamaransegler Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer, die von der Stiftung Kieler Sporthilfe gefördert werden und nach verpatztem Start ins Finalrennen die beinahe schon verloren geglaubte Bronzemedaille gewannen.
Besonders emotional war der Erfolg für Tina Lutz und Susann Beucke. „Wie oft wir zusammen geheult haben, wie oft wir zusammen wieder auferstanden sind“, sagte Steuerfrau Lutz über die gemeinsamen 14 Jahre, in denen sie zweimal haarscharf an einer Olympiateilnahme vorbeigeschrammt waren. „Es gibt nicht so viele, die einen so langen Weg voller Höhen und Tiefen miteinander gehen“, ergänzte die Stranderin Beucke. Und teilte einen ihrer ersten Gedanken im Ziel: „Wir haben vor zwölf Jahren eine Wette abgemacht, dass – wenn wir mal eine Medaille bei den Spielen gewinnen – wir unsere ersten Töchter nach uns gegenseitig nennen.“
Ähnliche Pläne sind vom Mixed-Gespann Kohlhoff/Stuhlemmer nicht bekannt – der Sprung auf das Olympia-Podest ist für die beiden Segler vom Kieler Yacht-Club aber nicht weniger beeindruckend. Im Dezember 2017 musste der damals 22-jährige Kohlhoff im Rahmen eines Trainingslagers auf Mallorca wegen einer Hirnblutung notoperiert werden, mit eisernem Willen kämpfte sich der Kieler ins Leben und aufs Wasser zurück. Keine vier Jahre später tragen der Skipper und seine erst 21-jährige Vorschoterin eine olympische Bronzemedaille um den Hals. „Den Wert dieser Medaillen kann man gar nicht messen“, sagte Stuhlemmer.
Auch für DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner ist dieser Dienstag ein denkwürdiger Tag. „Drei Medaillen in vier Stunden, das ist wirklich sensationell und historisch“, sagte die 46-Jährige. Das beste deutsche Ergebnis seit den Spielen von Sydney im Jahr 2000, als die Kieler Windsurferin Amelie Lux und die Soling-Crew um Jochen Schümann Silber sowie das Kiel-Bremer Duo René Schwall und Roland Gäbler im Tornado Bronze gewannen, ist für den Verband eine Bestätigung der Arbeit in der vergangenen Olympiade. Im November 2016, kurz nach den Spielen in Rio, war der DSV mit dem gesamten Bereich Leistungssport nach Kiel gezogen, hatte gemeinsam mit Stadt und Land zudem kräftig in die Infrastruktur im Olympiahafen in Schilksee investiert. „Der Umzug ist aus meiner Sicht mit ausschlaggebend für den Erfolg, den wir hier heute erreicht haben“, sagte Stegenwalner.
Glückwunsche erreichten die Seglerinnen und Segler im Verlauf des gesamten gestrigen Tages von vielen Seiten. Auch ein „total begeisterter“ Daniel Günther gratulierte. „Gleich drei Medaillen an einem Tag für Seglerinnen und Segler aus Schleswig-Holstein – Wahnsinn!“, jubelte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident. (nsg)