Karl Ornowski (KMTV) wechselt aus Kiel und vom Gymnasium Kronshagen ins Sport-Internat nach Cottbus und wird dort die neunte Klasse der Lausitzschule, einer Eliteschule des Sports, besuchen. Der 14-jährige Kunstturner ist nach Lars Gregor Biewendt, Yannick Hesse und Daniel Weinert der vierte Schützling von Landestrainer Dietmar Popp, der im Sinne der Leistungssportkonzeption von DOSB und DTB seinen Lebensmittelpunkt in einen Olympiastützpunkt verlegt. Ornowski turnt seit neun Jahren und wird auch weiterhin für Schleswig-Holstein starten und von der Stiftung Kieler Sporthilfe unterstützt. Seit 2013 ist das Turntalent Mitglied im Bundeskader, Ornowski gewann bei deutschen Jugendmeisterschaften zwei Bronzemedaillen im Mehrkampf. Im Vorjahr kämpfte er sich nach einer langen Verletzungspause vom bundesweit zehnten auf den fünften Platz des Jahrgangs 2003 vor.
Du trainierst in Kiel 15 – 18 Stunden pro Woche. Warum ziehst Du überhaupt nach Cottbus?
Karl Ornowski: Ich möchte etwas Neues ausprobieren und noch mehr trainieren. Außerdem bekomme ich in der Cottbuser Schule weniger Hausaufgaben auf, und der Unterricht ist besser auf den Sport abgestimmt.
Was gab den Ausschlag für Deinen Umzug?
Mein Vater war als Judoka selber in einem Berliner Sport-Internat und kennt alles aus eigener Erfahrung. Mit ihm spreche ich schon seit über einem Jahr sehr intensiv über einen möglichen Wechsel. Ich habe nach dem Deutschlandpokal im November drei Tage in Cottbus angehängt, dort trainiert und auch die neunte Klasse besucht. Man merkt schon, dass die Lehrer in den relativ kleinen Klassen viel mehr auf den einzelnen Schüler eingehen und auch Rücksicht auf Wettkämpfe und Trainingslager nehmen. Ich hatte morgens zwei Schul-, dann zwei Trainingsstunden. Nach dem Mittag folgten noch mal Schule und drei Stunden Training. Vom Unterrichtsstoff her konnte ich gut mithalten, und ich fühle mich in Cottbus gut aufgehoben. Außerdem kann ich dort mein Abitur nach neun oder zehn Jahren Gymnasium machen und habe dabei weniger Schulstunden pro Woche. Das ist besser für mich als G8. Auch das Probetraining mit meinem neuen Coach Stefan Brehmer hat mir gut gefallen – es gibt dort ein ganzes Trainerteam, das sich um die vielen Turner gemeinsam kümmert.
„Cottbus – the Gym-City“ – hat mit dem Internationalen Turnier der Meister oder der Männer-Bundesliga viel Hochklassiges zu bieten. Was gefällt Dir noch an der Stadt?
Cottbus ist nicht so riesig wie Berlin sondern ähnlich klein wie Kiel. Ich habe da nur kurze Wege vom Internat zur Schule oder zur großen, sehr gut ausgestatteten Turnhalle, die eine reine Jungs-Trainingshalle ist. Mit Willi Binder (mehrfacher deutscher Jugendmeister in Karls Altersklasse, Anm. der Red.) verstehe ich mich besonders gut. Und auch Emil Seeger kenne ich von den Lehrgängen. Außerdem gibt es in Cottbus eine Uni, die ich vielleicht später besuchen könnte.
Gibt es jetzt einen tränenreichen Abschied in Kiel?
Nein. Meine Eltern unterstützen meine Pläne voll und ganz. Und an ein paar Wochenenden im Jahr fahre ich ja auch mit dem Zug nach Hause. Auch einige meiner Schulfreunde können meine Entscheidung nachvollziehen, nachdem ich ihnen meine Gründe genauer erklärt habe. Und meine Kieler Turn-Kumpels sehe ich eh beim Training in Kiel, auf den Lehrgängen und Wettkämpfen wieder.
Interview: Jörg Schacht