Weltmeister Philipp Buhl gehörte zu den ersten Gratulanten, und trotzdem konnte Ole Schweckendiek am Montag noch immer nicht fassen, was da in Portugal vor der Küste Vilamouras passiert ist. Der 17-jährige ILCA-7-Segler vom Kieler Yacht-Club, gefördert von der Stiftung Kieler Sporthilfe, ist U 21-Weltmeister. „So richtig kann ich es noch gar nicht realisieren.“
Laser-Champion und Vorbild Buhl zog via Whatsapp seinen Hut vor dem Kieler Youngster: „Moin Ole, saustark. Herzlichen Glückwunsch! Knappe Kiste, aber ein gutes Pferd springt bekanntlich nur so hoch, wie es muss.“
In der Tat lag Schweckendiek nach den sieben von geplanten zwölf ausgetragenen Rennen, in denen er unter anderem einmal das gesamte Feld hinter sich ließ, einmal Zweiter und einmal Dritter wurde, mit 39 Zählern nur ein Pünktchen besser als der Portugiese José Mendes (40). Auf Rang drei landete mit Julian Hoffmann (41) vom Segelclub Alpsee-Immenstadt ein weiterer Deutscher. Pia Conradi (Duisburger Yacht-Club) wurde im ILCA 6 Siebte.
Knapp oder nicht – der Kieler Schüler vom RBZ Wirtschaft ist neuer Weltmeister, und das mit gerade einmal 17 Jahren in seiner ersten Regatta in der ILCA-7-Klasse. Dabei hatte sich das Jahr 2022 ohnehin schon als echtes Märchenjahr für Schweckendiek entwickelt. U 19-Europameister, Bronze bei den Youth-Worlds, Kieler-Woche-Sieger und deutscher Jugendmeister vor Schilksee – alles im ILCA 6 (ehemals Laser Radial).
Direkt von Schilksee aus ging es nach Portugal zur U 21-WM im olympischen ILCA 7 (Laser Standard). Eine Umstellung für den 75-Kilo-Mann, der für die neue Klasse mit dem wesentlich größeren Segel eigentlich erst einmal zehn Kilogramm zulegen will, vor Vilamoura nur „einen Platz in den Top Ten der U 19-Wertung anpeilte“.
Schweckendiek wurde bei seiner ILCA-7-Premiere eines Besseren belehrt. „Ich bin eigentlich zu leicht für die Klasse, aber es war nur sehr wenig Wind mit fünf bis sechs Knoten. Das hat gut für mich gepasst.“ Er klingt noch immer ungläubig, wartet am Montag auf seinen Flieger, der ihn am Abend in die Heimat bringen soll.
Das Segel-Märchen muss pausieren – schließlich hat der angehende Abiturient die Schule in diesem Schuljahr erst an zwei Tagen von innen gesehen. Schweckendiek lacht: „Am Dienstag um 8 Uhr bin ich in der Schule, auf die ich mich jetzt konzentrieren will. Das Abi im nächsten Jahr ist mir wichtig.“ Segel-Shootingstar 2022, Abi 2023 – und danach? Olympische Spiele 2028 in Los Angeles? Olympische Spiele 2032 in Brisbane? „Mal sehen.“ Schweckendiek ist überrollt von diesem Traum-Debüt im ILCA 7. „Noch ändert sich an der Planung nicht viel. Wir müssen mal die Ergebnisse im nächsten Jahr abwarten“, sagt er und gibt doch zu: „Das Neuankommen, sich finden in der neuen Klasse, dieser erste Schritt ist irgendwie jetzt schon geschafft.“
In etwas mehr als einem Monat kann Philipp Buhl dem Kieler Youngster dann auch persönlich gratulieren, bevor beide als Konkurrenten aufs Wasser gehen – bei den deutschen Meisterschaften in Greifswald (29. September bis 3. Oktober). tas