Sein Herz schlug für den Sport. Kein Wunder, denn Willi Holdorf war ein Sportler durch und durch. Wer den Zehnkampf-Olympiasieger von Tokio 1964 als sportlichen Tausendsassa beschreibt, wird seinem Wirken absolut gerecht. Der „König der Athleten“ war Leichtathlet, Handballer, Bobfahrer, Fußballer und später Trainer. Auch beruflich bestimmte der Sport das Leben des Diplom-Sportlehrers. Der im Örtchen Blomesche Wildnis im Kreis Steinburg geborene Schleswig-Holsteiner kannte als Promotion Manager von Adidas „Gott und die Welt“. Sein Netzwerk in Deutschland war außergewöhnlich groß.
Am Sonntag, 5. Juli, jedoch hat das Herz des Vorstandsmitglieds der Stiftung Kieler Sporthilfe (SKS) aufgehört zu schlagen. Willi Holdorf starb nach schwerer Krankheit in Achterwehr. Die Sporthilfe trauert mit seiner Frau Sabine, den Söhnen Dirk und Jens und ihren Familien.
Willi Holdorf, der am 17. Februar 80 Jahre alt geworden war, ist ein Mann der ersten Stunde der Stiftung Kieler Sporthilfe. In deren Gründung 1994 war er von Anfang an involviert. Holdorf sorgte als Vorstandsmitglied dafür, Geldgeber für das Stiftungskapital zu finden. Beim Ball des Sports 1996 im Kieler Schloss sammelte er persönlich Spenden für die Unterstützung talentierter Sportlerinnen und Sportler. Als es darum ging, die in Kiel aufgewachsene Hochsprung-Olympiasiegerin Heike Henkel für den ersten Sporthilfe-Flyer als Repräsentantin zu gewinnen, griff Holdorf zum Telefonhörer und erhielt spontan die Zusage der Leverkusenerin.
Mit Willi Holdorf zusammenzuarbeiten hieß, sich auf ihn verlassen zu können. Wenn er zusagte, sich um eine Angelegenheit zu kümmern, dann konnte man sicher sein, dass das zeitnah geschah. In Kiel hinterlässt er nicht nur als Sporthilfe-Vorstand eine große Lücke. Holdorf war Gründungs-Gesellschafter der THW-Handballer und wirkte im Hintergrund als Freund und Berater von Holstein-Aufsichtsrat Gerhard Lütje.
Seinen 80. Geburtstag im vergangenen Februar verbrachte Willi Holdorf mit seiner Frau Sabine auf hoher See. Groß feiern wollte er nicht. Lieber feierte er 2014, 50 Jahre nach seinem Triumph von Tokio, in Kiel mit vielen Prominenten seinen legendären Erfolg. „Geboren worden zu sein, ist nicht mein Verdienst, aber dass ich Gold im Zehnkampf gewonnen habe schon“, lautete Holdorfs Begründung mit dem ihm eigenen trockenen Humor.
Der Anruf aus Anlass seines 80. Geburtstags im vergangenen Februar beinhaltete nicht nur Glückwünsche, sondern auch die Frage nach seinem angegriffenen Gesundheitszustand. „Ach, eigentlich habe ich ein gutes Leben gehabt“, sagte Willi Holdorf im Verlauf des Gesprächs. Es hörte sich fast an als sei er auf seinen Tod vorbereitet, ohne jedoch den Lebensmut verloren zu haben. Beim letzten Telefonat vor zwei Wochen – am Tag zuvor hatte er mit seiner Frau Sabine noch einen Ausflug in die Lübecker Bucht gemacht – verabredeten wir einen Besuch Anfang Juli bei ihm in Achterwehr. „Bring‘ Sahnetorte mit, die esse ich gerne“, sagte Willi Holdorf zum Abschied. Es sollte der Abschied für immer von einem überaus geschätzten Wegbegleiter sein.