Die Zuspitzung der Corona-Krise in Deutschland erlebte Judoka Dominic Ressel vom TSV Kronshagen aus der Ferne. Seit dem 4. März befindet sich der 26-Jährige mit anderen Athleten des Deutschen Judo-Bundes (DJB) im Trainingslager auf Lanzarote – für Ressel ist es die Vorbereitung auf Olympia 2020 in Tokio. Heute um 13.55 Uhr fliegt der Tross allerdings vorzeitig zurück nach Düsseldorf. Der DJB hatte sich für einen Abbruch des Trainingscamps entschlossen.
„Wir haben natürlich mitbekommen, was in Deutschland alles passiert und sind froh, dass es jetzt nach Hause geht“, so Ressel, der von der Stiftung Kieler Sporthilfe unterstützt wird. Eigentlich wollten die Judoka noch bis kommenden Dienstag auf Lanzarote bleiben. Andere Olympia-Kandidaten legten in Deutschland bereits zu Wochenbeginn eine Zwangspause ein. „Die Hoteleinrichtungen auf Lanzarote wurden nur ganz allmählich geschlossen. Bis vorgestern konnten wir noch auf dem Laufplatz und im Kraftraum trainieren“, berichtet Ressel. Seit gestern aber durften die Judoka ihre Zimmer nicht mehr verlassen.
Dominic Ressel zählt zu den deutschen Medaillenhoffnungen in Tokio. In der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm ist er aktuell Weltranglistenvierter. Dass die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele nun nicht wie geplant laufen, nimmt er gelassen. „Ich hätte bis dahin nicht mehr viele Turniere gekämpft, weil ich mir in der Olympia-Rangliste eine relativ komfortable Position erarbeitet habe.“ Und auch bei einer Verschiebung der Spiele – es wären seine ersten – würde für den angehenden Polizisten nicht die Welt untergehen: „Dann soll es so sein. Klar, es lief jetzt alles darauf hinaus, aber dann muss ich andere Titel holen.“
Nach der Schließung des Olympiastützpunkts Hamburg/Schleswig-Holstein bis zum 30. April müssen sich viele Athleten im Norden auf eingeschränkte Trainingsmöglichkeiten einstellen. Anders bei den Judoka: Zwar wurde das Trainingslager Mitte April in Japan abgesagt, Anfang April soll es dafür ins Quarantäne-Camp des Olympischen Trainingszentrums Kienbaum in Brandenburg gehen, wo sich die Sportler abgeschottet von der Außenwelt auf Tokio konzentrieren können. „Die Tage in Japan sind immer wichtig, weil wir dort gute Vorbereitungskämpfe absolvieren, aber wir wären gerade einfach nur dankbar, wenn das Camp in Brandenburg klappt.“
Bis dahin wird sich Dominic Ressel in Quarantäne in seiner Wohnung in Köln begeben. „Das wird schon“, sagt er mit Blick auf die kommenden Wochen. Ein guter Judoka entwickelt im Laufe seiner Karriere Selbstdisziplin, mentale Ruhe und Ausgeglichenheit. Ressel beachtet die Regeln. Sie helfen ihm in unsicheren Zeiten. (cbe)