Schnelle Beine, ruhige Stimme: So dominant sich Adia Budde in ihren Läufen zeigt, so zurückgenommen ist sie abseits der Bahn. Laute Auftritte gehören nicht zu ihrem Repertoire. Die 17-Jährige vom TSV Altenholz eilt derzeit von Sieg zu Sieg, hat gerade das Ticket für die U 20-Europameisterschaft (7. bis 10. August) gelöst. Souverän ließ sie über die 3000 Meter Hindernis die deutschen Konkurrentinnen hinter sich. 2022 gewann sie bereits Silber bei der U 18-EM über 2000 m Hindernis. Doch bei der Formulierung ihrer Ziele für die kommende EM in Jerusalem bleibt sie ihrem Charakter treu. Zurückhaltung ist ihre Linie: „Ich freue mich, dass ich dabei sein kann. Jerusalem hat mir im letzten Jahr gut gefallen.“
Große Erwartungen von außen lässt die Gymnasiastin nicht an sich heran: „Ich spüre keinen Druck. Es freuen sich alle mit mir.“ Gemeinsam mit Trainer Karsten Ralfs liegt der EM-Fokus daher auf dem Vorlauf: „Wir versuchen, unseren Kram in Ordnung zu bringen. Wir kennen die anderen nicht, deshalb bleiben wir gelassen und wollen nur ein gutes Rennen abliefern“, sagt Ralfs.
Der nächste Wettkampf ist die U20-DM in Rostock
Nach der erfolgreichen EM-Quali sieht der Trainingsplan jetzt den neuen Formaufbau vor. In den nächsten Wochen werden Grundlagen geschaffen für die DM der U 20 in Rostock (21. bis 23. Juli) und dann die EM.
Nach der Rückkehr von der Quali war daher ein Tag Trainingspause eingeplant. Aber für den Pressetermin mit unserer Redaktion radelt Adia Budde doch wieder zum Altenholzer Sportplatz, zieht sich Spikes und Laufdress an und lässt sich von der Kamera verfolgen – beim Warmmachen, in diversen Läufen über die Hürden, im Gespräch mit dem Trainer. Immer dabei: ein Lächeln – sei es für das Porträt oder beim Präsentieren der Medaillen. Dabei wiegen die goldenen Plaketten schwer in der Hand. „Zum Ende des letzten Jahres haben wir zu einer Ehrung für Adia mal ihre Titel durchgezählt. Es sind in den vergangenen Jahren insgesamt 75 gewesen – auf Kreis-, Landes- und deutscher Ebene“, sagt Karsten Ralfs. In diesem Jahr kommen bereits sieben weitere Titel dazu.
Trainer Ralfs über Adia Budde: „Ihr Talent stand von vornherein fest.“
Vor elf Jahren ist Adia Budde zur Leichtathletik gekommen, fand sofort Gefallen: „Der Zusammenhalt zwischen den Athleten ist toll. Ich fühle mich immer superwohl.“ Dass die schlanke, groß gewachsene Athletin gute Anlagen hat, zeigte sich schnell. „Ihr Talent stand von vornherein fest. Seit wir die Mehrkampf-Disziplinen weglassen, kristallisiert sich ihre Stärke für die Mittel- und Langstrecken heraus“, erzählt Karsten Ralfs, der an der Entwicklung mit behutsamer Trainingssteigerung entscheidenden Anteil hat.
Die Entscheidung, wohin der Trainingsweg gehen soll, liegt allerdings bei der Athletin. Jeweils im Herbst wird neu entschieden: Die Optionen liegen zwischen Aufhören, Sportabzeichen und Leistungssport, so Ralfs. Adias Weg zeigte bisher immer in eine Richtung: „Es macht mir Spaß, mich zu verbessern.“
Die Leichtathletik fasziniert sie auch, wenn sie nicht selbst läuft. Zur EM 2022 in München war sie im Jugendlager dabei, sah sich so viele Wettkämpfe wie möglich an. Auch ihren Vater hat sie schon angesteckt. „Er guckt gern Leichtathletik-Wettkämpfe im Fernsehen.“ Noch lieber ist er aber live dabei, wenn seine Tochter läuft. Gemeinsam mit Karsten Ralfs bildet er das Betreuer-Duo, wenn es zu den Wettkämpfen in Hamburg, Osterode, Mittweida, Dortmund oder Mannheim geht.
Mit dem Berufseinstieg entscheidet sich, ob Adia Budde im Norden bleibt
Bis nächstes Jahr, wenn das Abitur ansteht, wird Adia auf jeden Fall in Altenholz bleiben. Danach wird sich der Weg auch mit der beruflichen Ausbildung entscheiden. Ein Studium der Sportpsychologie, Architektur oder Städteplanung könnte sich Adia vorstellen. „Wir suchen das beste Gesamtpaket für Adia“, sagt Ralfs.
Dass sie im Norden bleibt, ist dabei nicht ausgeschlossen: „Zwar fehlt Schleswig-Holstein eine Leichtathletikhalle. Aber es geben sich alle Mühe, uns bestmöglich zu unterstützen“, sagt Ralfs. Seit diesem Frühjahr unterstützt auch die Stiftung Kieler Sporthilfe. „Die Stiftung springt in die Bresche, wenn es an etwas fehlt. Und das ist gerade bei Bekleidung und Schuhen der Fall. Denn die Klamotten und Spikes brauchen schon eine gute Qualität – gerade wenn wir bei jedem Wetter draußen trainieren müssen“, erklärt der Trainer.
Adia Budde jedenfalls hat immer Spaß am Laufen. Die Antwort auf die Frage, auf was sie sich nach der EM am meisten freut, macht es deutlich: „Auf den Mannschaftscup mit meinen Teamkameradinnen zum Saisonabschluss.“ (ra)